Antrag zur Ehrung von Albert Roßhaupter

Albert Roßhaupter

03. Oktober 2018

Zur Ehrung des Olchinger SPD Politikers Albert Roßhaupter stellte die SPD Stadtratsfraktion im August 2018 folgenden Antrag:

ANTRAG:

Ehrung von Albert Roßhaupter

Der Stadtrat möge beschließen:

Die Stadt Olching ehrt das Andenken an Albert Roßhaupter (08.04.1878, †14.12.1949) mit einer offiziellen Würdigung und einem Ehrendenkmal. Am ehemaligen Grab im Alten Friedhof soll ein Denkmal und im Park am Roßhaupterplatz eine Gedenktafel an den bayerischen Politiker und Sozialdemokraten erinnern.

Albert Roßhaupter war ein Mensch, ein Politiker und Sozialdemokrat, dessen Wirken eng mit der bayerischen Geschichte der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts verbunden ist: Immer wenn es am Schlimmsten war, nämlich in den Zusammenbrüchen, die den beiden verlorenen Kriegen folgten, war er zur Stelle, hat Verantwortung als Abgeordneter und als Minister übernommen und sich am (Wieder-)Aufbau eines geordneten Gemeinwesens und demokratischer Strukturen im Land beteiligt.

Er war durchgehend von 1907 bis 1933 in verschiedenen Ämtern und Funktionen Abgeordneter des Bayerischen Landtags und unmittelbar nach den beiden verlorenen Weltkriegen Staatsminister unter vier bayerischen Ministerpräsidenten: Von November 1918 bis Februar 1919 Minister für militärische Angelegenheiten unter Kurt Eisner, und nach dem Zweiten Weltkrieg von Mai 1945 (zunächst eingesetzt von den Amerikanern) bis September 1947 der erste Arbeitsminister bei Fritz Schäffer (BVP, CSU), Wilhelm Högner (SPD) und Hans Ehard (CSU).

Er war Mitglied im Vorbereitenden Ausschuss und der Verfassunggebenden Landesversammlung für eine Bayerische Verfassung und von Oktober 1948 bis Mai 1949 Mitglied des Parlamentarischen Rats. Dadurch war er in Bayern und in Deutschland aktiv beteiligt am politischen und demokratischen Neuanfang nach der Nazidiktatur. Albert Roßhaupter hat als Fraktionsvorsitzender am 29. April 1933 die Ablehnung des bayerischen Ermächtigungsgesetzes (Gleichschaltungsgesetz), das die Bayerische Verfassung und Rechtsordnung außer Kraft setzen sollte, für die SPD-Fraktion begründet. Die SPD hat diesem Gesetz als einzige Fraktion im Landtag ihre Zustimmung verweigert.

Er war als aufrechter und unerschütterlicher Demokrat ein Verfolgter des Nationalsozialismus. Er war von Juni 1933 bis September 1933 im Gefängnis in der Stadelbergerstraße in Fürstenfeldbruck, anschließend bis September 1934 und von August bis Dezember 1944 im KZ Dachau in sog. "Schutzhaft".

Für die Pfarrei St. Peter und Paul in Olching hat sich Roßhaupter beim alliierten Kontrollrat für die Freigabe von Glockenstahl eingesetzt. Die Glocken aus den Bochumer Gussstahlwerken haben noch vor der Währungsreform im Juni 1948 in Olching geläutet.

Albert Roßhaupter war ein Mann aus einfachen Verhältnissen, ein gelernter Lackierer und Arbeiter in den Eisenbahnwerkstätten in München. Später war er dann Geschäftsführer bzw. Sekretär der Süddeutschen Eisenbahner- und Postarbeiter-Gewerkschaft, Redakteur der Gewerkschaftszeitung und ab 1913 Redakteur bei der Schwäbischen Volkszeitung. Als Freiwilliger war er 1915 im Ersten Weltkrieg in Nordfrankreich eingesetzt.

Albert Roßhaupter hat von 1933 bis zu seinem Tod 1949 in der Feldstraße 35 in Olching gelebt. Nach dem Tod seiner ersten Frau Anna im Oktober 1939, mit der er fast 40 Jahre verheiratet war, hat er im Juni 1940 Elisabeth Gößwein geheiratet. Albert Roßhaupter ist in Olching begraben worden.

Die Proklamation der Gründung des Freistaats Bayern am 08. November 1918 durch Kurt Eisner und die damit verbundene Erinnerung an die demokratischen Wurzeln auf der einen und die politischen und humanitären Katastrophen des 20. Jahrhunderts auf der anderen Seite, sind uns Anlass, eines Mannes zu gedenken, der sich über 40 Jahre für Freiheit, Gerechtigkeit und Demokratie in Bayern eingesetzt hat und der die letzten 16 Jahres seines Lebens mit seiner Familie in Olching gelebt hat.

Die SPD Fraktion im Olchinger Stadtrat: Michaela Andersch-Steer, Lydia Bodensteiner, Fritz Botzenhardt, Marina Freudenstein, Ralf Greim, Karl Haschke, Alfred Münch, Alfons Paulus

Olching, im August 2018

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