Die SPD-Fahne schmückte bis März 1933 den Sitzungssaal der Gemeindekanzlei Olching in der Hauptstraße. Nachdem die Nazis 1933 die Macht in Deutschland übernommen hatten, wurde im Juni auch die Sozialdemokratische Partei verboten, nachdem ihr in Bayern bereits im März die politische Arbeit untersagt worden war. Das bedeutete nicht nur, dass die Genossinnen und Genossen von Gefängnisstrafen oder „Schutzhaft“ im Konzentrationslager Dachau bedroht waren, sondern auch, dass alle partei- bzw. vereinseigenen Gegenstände (Parteibücher, Schrift-, Kassenbücher, Fahnen, Wimpel, etc.) zu gefährlichem Besitz wurden. Man war sich einig, dass keine Parteiunterlagen in die Hände der Nazis fallen sollten. So beschloss man kurzerhand, alle SPD Unterlagen bei den einzelnen Genossen zu verstecken.
Auch die SPD Fahne von Georg Troidl wurde in einem kleinen unauffälligen Karton verpackt. Er gab diesen Karton seiner Schwester Therese, ohne Hinweis auf den politisch gefährlichen Inhalt. Er bat sie lediglich, den Karton in ihrem Haus aufzubewahren, woraufhin sie den Karton im Keller einlagerte. Bei den nachfolgenden Hausdurchsuchungen bei einzelnen Genossen/innen nach „Sozi-Utensilien“ wurde der Karton nie entdeckt und er blieb unbeschadet vor politischer Verfolgung an seinem Platz im Keller. Niemand hatte sich seitdem mehr um den Karton gekümmert und er wurde vergessen. Erst 1985 bei einer Entrümpelung des Nachlasses der Familie Troidl durch die Familie Gebhard (Gabriele Gebhard, geb. Troidl) wurde der Karton mit seinem Inhalt entdeckt. Alle staunten über den „politischen“ Nachlass und die Fahne schmückte lange Zeit ein Jugendzimmer. Bei einer Veranstaltung in Esting in den 1980er Jahren kamen Georg Gebhard und Siegfried Waibel (der unermüdliche Fahnen-Forscher) ins Gespräch und dabei berichtete Georg Gebhard von dem Besitz der Fahne. Gabriele Gebhard gab die Fahne an Siegfried Waibel bzw. an die SPD Olching zurück. Uns bleibt die Fahne auch weiterhin Auftrag und Ansporn für die sozialdemokratischen Grundsätze.